Quelle: BBA
Internationaler Seegerichtshof
Neubau des internationalen Gerichtshofs
Seit 1996 ist Hamburg der Standort des Internationalen Seegerichtshofs.
Der Gerichtshof ist zuständig für Streitigkeiten über Anwendung und Auslegung des Seerechtsübereinkommens, welches inzwischen von über 160 Vertragsparteien ratifiziert wurde.
In einem fast 20-jährigen Planungsprozess hat das Finanzbauamt Hamburg (jetzt Bundesbauabteilung) das Büro von Branca nach einem gewonnenen internationalen Architektenwettbewerb mit der Planung des Gebäudes beauftragt. Über 20 weitere Büros und Berater waren am weiteren Ablauf beteiligt und 169 Firmen wurden mit der Ausführung beauftragt.
Im Oktober 1996 wurden die Richter des Gerichtshofes vereidigt und im gleichen Jahr fand die Grundsteinlegung statt. An der Eröffnungsfeier im Juli 2000 nahmen der damalige UN-Generalsekretär Kofi Annan und weitere Politikprominenz teil. Finanziert wurde die 123 Millionen DM teure Baumaßnahme durch die Bundesrepublik Deutschland (80 Prozent) und die Freie und Hansestadt Hamburg (20 Prozent).
Inmitten eines 31.000 Quadratmeter großen repräsentativen Parks in Nienstedten, mit naturgeschützten, bis zu 350 Jahre alten Bäumen, wurde der Seegerichtshof errichtet. Das Zentrum für die Anordnung des Gebäudes bildet die 1871 erbaute und 1905 von Martin Haller umgestaltete Villa Schröder, welche typisch für die Bebauung weiter Teile der Elbchaussee ist.
Der Neubau thematisiert das architektonische Prinzip der Villa: die Gegensätzlichkeit von streng linearer, elbabgewandter – und geschwungener, der Elbe zugewandter Fassade. Die gekurvte Südfassade ist als Kastenfensterfassade aus Stahl, Aluminium und Glas konzipiert und bezieht sich mit ihrer vorgestellten Arkade durch Proportion und Höhe auf die Villa. Die natursteinverkleideten geradlinigen Nord- und Ostfassaden werden durch eingeschnittene Fensteröffnungen und Rahmenmotive geprägt. Im der Elbe und dem Park zugewandten geschwungenen Baukörper befinden sich die Büros des Präsidenten, des Vizepräsidenten und des Kanzlers, sowie die Büros der Richter mit den zugehörigen Sekretariaten und die den Sitzungssälen zugeordneten Beratungsräume. Die linear geführten Baukörper im Norden und Osten beinhalten die Büros der allgemeinen Verwaltung und der Dolmetscher.
Im Inneren erschließen zwei großzügige Treppenanlagen in der dreigeschossigen glasüberdeckten Eingangshalle die Gerichtssäle. Die Halle mit ihrem Forum ist für Publikum und Beschäftigte das Kommunikations- und Erschließungszentrum und dient der Selbstdarstellung und der Öffentlichkeitsarbeit mit Monitorwand, Verweil- und Ruhezonen, sowie den Beratungszimmern der Streitparteien.
Im zentral gelegenen großen Sitzungssaal finden die Gerichtsverhandlungen, Anhörungen und Sitzungen der Vertragsstaaten des Seerechtsübereinkommens der Vereinten Nationen statt. Der große Saal wie auch die beiden kleinen Kammersäle, sind separat, oder in angekoppelter Version als großer Versammlungsraum zu nutzen. Mit Hilfe der Bühnentechnik lassen sich sechs Hubpodien so verfahren, dass maximal 236 Besuchern Platz haben. Dem großen Saal sind zwölf Dolmetscherkabinen und ein Regieraum, den kleinen Sälen je zwei Dolmetscherkabinen zugeordnet.
Es wurden zudem drei Kunstwerke installiert, die teilweise in Wettbewerbsverfahren ausgewählt wurden. Der amerikanische Künstler Matt Mullican gestaltete den Boden der Eingangshalle und des südlichen Hofes mit einer Einlegearbeit, Heimo Zobernig aus Österreich gab das Pflastermuster entlang des Baukörpers im Norden vor. Thomas Stricker realisierte die Plastik – Gehirnkoralle – im nördlichen Innenhof.
Baudaten
Objekt: Fertigstellung des Internationalen Seegerichtshofs
Liegenschaft: Internationaler Seegerichtshof, Am Internationalen Seegerichtshof 1, 22609 Hamburg
Nutzer: INTERNATIONALER SEEGERICHTSHOF, vertreten durch den Bundesminister der Justiz
Architekten: Alexander Freiherr von Branca, Emanuela Freiin von Branca, München
Projektleitung: BBA, Hamburg
Bauzeit: Mai 1997 – November 2000
Brutto-Grundfläche: 23.248 m² (Neubau, Villa und Kontrollgebäude)
Baukosten: ca. 63 Mio. €