Wettbewerb "Neubau des Hauptzollamtes Hamburg"
Lückenschluss in der zentralen HafenCity: Architektur für Neubau des Hauptzollamtes Hamburg ist entschieden. Modularer Holzhybridbau als zeitgemäßes Beispiel nachhaltigen Bauens mit flexiblen Nutzungsmöglichkeiten.
Zwischen Shanghaiallee und Lohsepark findet sich eine der letzten Baulücken in der zentralen HafenCity. Hier entsteht künftig das neue Hauptzollamt Hamburg. Den Architekturwettbewerb konnte das Frankfurter Architekturbüro Dietz Joppien Hammerschmidt GmbH zusammen mit agn Niederberghaus & Partner GmbH, Ibbenbüren, für sich entscheiden. Der Entwurf sieht ein energieeffizientes modulares Gebäude mit alternativen Baustoffen wie Holz und Keramik, flexibel nutzbaren modernen Arbeitswelten und öffentlichen Nutzungen im Erdgeschoss vor. Der Baubeginn ist für Anfang 2028 geplant.

Bereits 2011 zog das Hauptzollamt Hamburg-Stadt in einen Neubau an der Shanghaiallee. Mit der Erweiterung des Standorts werden weitere Dienste, die bisher voneinander getrennt sind, an einer zentralen repräsentativen Adresse vereint. Das neue Gebäude wird auf dem gegenüberliegenden Grundstück neben dem Automuseum Prototyp errichtet. Beide Grundstücke befinden sich im Eigentum der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA).
Die organisatorischen und fachlichen Abläufe innerhalb des Zolls Hamburg werden durch die Verdichtung des Standorts optimiert. Das neue Gebäude schafft moderne Konferenz- und Besprechungsräume, die die Beschäftigten variabel nutzen können. Die Büro- und Arbeitsflächen sind dank einer gut durchdachten Konstruktion flexibel auf zukünftige Entwicklungen in der räumlichen Organisation und Arbeitswelt anpassbar. Im Erdgeschoss soll künftig die Anlaufstelle für Paketabholungen in größeren Räumlichkeiten angesiedelt werden. Weiterhin werden ein Café sowie eine Gewerbefläche im Erdgeschoss untergebracht, um einen lebendigen und attraktiven Beitrag zum städtischen Leben auch in Richtung des angrenzenden Lohseparks zu schaffen.
Architekturwettbewerb mit 93 teilnehmenden Büros
Insgesamt nahmen 93 Büros in der ersten Phase und elf Büros in der zweiten Phase an einem offenen, interdisziplinären Realisierungswettbewerb teil, den die BImA als zentrales Immobilienunternehmen des Bundes ausgelobt hatte. Das Preisgericht unter Vorsitz der Stuttgarter Architektin Jóruun Ragnarsdóttir ließ sich von dem Entwurf des Büros Dietz Joppien Hammerschmidt überzeugen - vor allem durch die gelungene städtebauliche Einfügung in die ein durch denkmalgeschützte Gebäude wie der Kaispeicher B, eine ehemalige Fabrikanlage in der Shanghaiallee und das UNESCO-Welterbe Speicherstadt geprägt ist. Aber auch die entwurflich ansprechende Umsetzung modularer Bauweisen sowie die Erfüllung der gesetzten Nachhaltigkeitsziele gaben den Ausschlag. „Ausgangspunkt der Arbeit ist der städtebauliche Wunsch, sich harmonisch in die heterogene Umgebung einzufügen. Dies gelingt durch einen gut proportionierten Baukörper mit wenigen, gut gesetzten Akzenten, die die ruhige Keramikfassade unterbrechen“, so die Jury. Auch die gewünschte Außenwirkung zum öffentlichen Raum sowie die Erschließung des Gebäudes für Besucher und Bedienstete sei angenehm und gut lesbar gelungen: „Zum Automuseum reagiert der Entwurf mit einer schmalen, doppelten Rückstaffelung, zum Eingang mit einem zweigeschossigen Einsprung und zum Lohsepark mit einer großen, fast spektakulären Stadtloggia im 1. und 2. Obergeschoss.“ Nicht zuletzt wurde der Bezug zu den vorhandenen Grünräumen des Lohseparks sowie die geplanten Dachterrassen gewürdigt.
Nachhaltiges Konzept mit zeitsparender Bauweise
Der Neubau entspricht dem Energieeffizienzstandard Bund 40 (EGB 40) und unterstreicht damit die klimapolitischen Ziele der Bundesregierung. Die Anwendung von modularem bzw. seriellem Bauen verspricht eine kurze Bauzeit der Obergeschosse. Eine CO2-minimierte Holz-Hybridkonstruktion und vorgefertigte Trag- und Fassadenelemente stellen einen optimierten Bauablauf sicher. Die Montage der Bauteile wird eng mit der Produktion und Baulogistik abgestimmt. Damit können sowohl Emissionen vor Ort sowie die Baustelleneinrichtungsflächen reduziert werden. Auf dem beengten Baugrundstück kann so ein optimierter Montageablauf sichergestellt werden.
Das geringere Gewicht der Holz-Hybridkomponenten spart CO2 beim Materialtransport und in der Herstellung. Auch die Recyclingfähigkeit aller Komponenten wird durch vorgeplante Montageverbindungen sichergestellt. Ein innovatives Technikkonzept mit Wärmepumpen, adaptiver Lüftungs- und Verschattungs-Technik sowie optimierter Regenwasserspeicherung sind ebenfalls Bestandteile des Nachhaltigkeitskonzepts. Eine wichtige Qualität für Nutzer und Stadtklima werden begrünte Freibereiche wie ein Dachgarten, Terrassen und Balkone. In bestimmten Teilbereichen, insbesondere an der Südfassade des Innenhofs, erfolgt eine zusätzliche Begrünung der Fassaden durch bodengebundene Pflanzen.
Aufgrund der besonderen dienstlichen Anforderungen des Zolls erhält das Gebäude einen viergeschossigen Unterbau mit Tiefgarage. Die Zu- und Abfahrtsbereiche im Erdgeschoß konnten jedoch minimiert werden. Große Bereiche bleiben öffentlichen Nutzungen wie den Gewerbe- und Caféflächen vorbehalten.
Weitere Preisträger
Den 2. Preis des Wettbewerbs gewannen das Hamburger Büro kbnk Architekten GmbH mit HPS Planungsbüro Schumacher GmbH aus Rheinbach. Mit dem 3. Preis wurde die ARGE von Atelier Britz und Haupt, Hamburg, mit WPW Ingenieure, Saarbrücken, prämiert. Eine Anerkennung erhielten MOELLER SOYDAN PartGmbB aus Berlin mit HDH Berlin GmbH und PICHLER Ingenieure GmbH ebenfalls Berlin. Die zweite Anerkennung ging an TOPOTEK 1 Architektur GmbH, Zürich, mit Winter Ingenieure für Gebäudetechnik Hamburg GmbH. Die Jury lobte abschließend die insgesamt sehr hohe Qualität der eingereichten Beiträge.
Daten & Fakten
- Gesamtfläche: 12.460m2 BGF oberirdisch (20.600 qm BGF gesamt)
- Materialien: Keramikpaneele auf hochgedämmten Trägerelementen
Modulare Tragkonstruktion aus Holz vorgefertigt
Hochwertige Freiraumplanung mit Dachbegrünung
Integrales Energiekonzept - Nachhaltigkeitsstandards: Energieeffizienzstandard Bund 40 (EGB 40)
Nutzungen: Büro, öffentliche Dienstleistung Zoll, Gewerbe - Ausloberin: Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA)
Weitere Informationen: Präsentationspläne des Wettbewerbs „Neubau Zentrum des Hauptzollamtes Hamburg